Günter Schwanenberg
Günter Schwanenberg ist ein Experte für alte kölsche Liedkultur, die er mit Konzerten und musikalischen Stadtführungen zu pflegen weiß. Als es um die Entwicklung der Idee für die sechste Folge von „Kölsche Heimat“ ging, hat er sich einem kleinen „Forschungsauftrag“ gestellt: Es ging darum, die ältesten kölschen Liebeslieder aufzuspüren. Das Genre hat keine echte Tradition, es gibt nur wenige Stücke, die tatsächlich „vun Liebe, Leid un ander Hätzenssache“ – so der Titel der sechsten „Kölsche Heimat“-Folge - berichten. Zusammen mit Michael Kuhl als Produzenten und Mitmusiker nahm er selbst eines dieser historischen Zeugnisse erstmals im Studio auf. Über 150 Jahre alt ist das besondere Stückchen kölscher Poesie „Hä un it“. Ein Dichter, dessen Namen wir nicht kennen, widmete sich einem Pärchen, dessen Zuneigung zueinander so groß ist, dass ihnen schlicht die Worte füreinander fehlen. „Hä un itt“ sitzen mit flammenden Herzen auf dem Sofa nebeneinander, doch mehr als ein paar Worte übers Wetter kommen ihnen nicht über die Lippen. Der Liedtext ist nicht leicht zu verstehen, weil viele Vokabeln heute unbekannt sind und auch die Originalschreibweise, die wir hier dokumentieren, irritiert. Sie belegt, dass sich jede Sprache – auch die kölsche – immerzu verändert.
Gleiches gilt für Schwanenbergs Beitrag zur achten Folge anlässlich des Jubiläums des organisierten Karnevals: Der Experte für das Wirken eines der „Gründungsväter“ des Fest ordnenden Komitees im Fastelovend, Matthias Joseph de Noel, nimmt das erste offizielle, kölsche Mottolied aus dem Jahr 1825 erstmals im Studio auf. „Alaaf et kölsche Drickestum“ ist ohne Kenntnis des historischen Kontextes und ohne ein paar Übersetzungshilfen nicht mehr zu verstehen.